Wrembek: (K)Eine Chance für Judas?

Christoph Wrembek SJ leistet kritische Arbeit am christlichen Gottesbild. Die biblische Figur des Judas und dessen Schicksal, gehören im Blick des Autors neu gelesen. Acht Ansätze legen Antwortspuren in existenziell und theologisch schwierigem Gelände. 
 
Christoph Wrembek SJ ist kein Unbekannter – nicht nur nicht in Vorarlberg sondern im Gegenteil, ein vielgelesener Autor theologischer Arbeiten mit einem ausgesprochen seilsorglichen Interesse. Und ein Jesuit der ‚alten Schule‘ ist er auch, ein Seelsorger mit Herz und Seele und einer fundierten Theologie als Basis und Hintergrund seiner Verkündigung. Das alles wohl auch deshalb, weil er ein akribisch genauer Wissenschaftsarbeiter ist. Seine Bücher – die Reihe der Titel ist ziemlich lang – belegen das, ein jedes für sich! Dazu kommt, dass sie gut ankommen, vor allem bei einer Leserschaft, die im Denken für den Glauben „klare Kante“ – wie man in Norddeutschland Wrembek lebt sagt –  sucht.
 
Das vorliegende Paperback ist ein „Antwortbuch“, stehen die 63 Seiten doch in einem direkten Zusammenhang mit dem 2017 gleicherweise im Verlag Neue Stadt erschienenen Buch „Judas, der Freund“.  An der biblischen Gestalt des Judas, exemplifizierte Wrembek dort die alle menschliche Vorstellungskraft übersteigende Güte Gottes, eine Barmherzigkeit, für die es keine Grenzen gibt. In einem Kapitell der Basilika von Vezelay hat sich ein Steinmetz des 13. Jahrhunderts abgearbeitet, indem er einem Hirten (den Wrembek als Jesus erforscht und erkennt), den erhängten, toten Judas auf die Schultern legt, dorthin wir gewohnt sind, ein Lamm zu sehen: „Du, der du Judas trägst nach Hause, trage auch mich“ (6) formulierte Wrembek seine Erlösungsbotschaft damals im Untertitel. Klar, dass dieser „steine Einstieg“ in existenzielle Lebensfragen und theologisch nicht gerade leichtes Gelände, für ordentlich Furore sorgte. Was sagt diese Judasdeutung für Reue und Umkehr, für die Freiheit des Menschen, für Themen des Glaubensgutes wie Hölle, Erlösung, Vergebung und Gerechtigkeit für alle? Und: Werden am Ende wirklich ALLE am ewigen Tisch der Freude sein? – Nun muss man sagen, dass „Antwort“ ein sehr großes Wort sein kann. In Christoph Wrembek’s  VADEMECUM (lat. Geh’-mit-mir) finden sich massive Hinweise auf unübersehbar gelegte Spuren zu radikal neuen Antwortansätzen auf die existenziell und theologisch bewegende Frage, ob es für Judas noch eine Chance gibt? Wenn nein, weshalb nicht – und wenn Ja, deshalb dann?  Wrembek Arbeit an der Veränderung und Entfaltung des christlichen Gottesbild auf biblischer Basis, schein noch nicht so bald erledigt. Aber Lao-Tse’s Weisheit, dass jede noch so lange Reise mit dem ersten Schritt beginnt, könnte auch auf als Antwort auf die Frage im Buchtitel geben: „(K)Eine Chance für Judas?“.  
 
Zum Buch: Christoph Wrembek SJ, (K)eine Chance für Judas? Wie barmherzig wir Gott denken dürfen. München (Verlag Neue Stadt) 2019.