Die katholischen Christen der Diözese Innsbruck haben einen neuen Bischof bekommen. An einem Bischof ist nicht unwesentlich, dass die Gläubigen einer Diözese ihn „bekommen„. Man kann ihn sich nicht aussuchen oder gar – wie ziemlich einige möchten, meinen, hoffen, ersehnen und/oder glauben – wählen. Der poetische Kommentar steht aktuell im Spielraum zwischen der Freiheit des Christenmenschen und dem im Schatten der Zeit gewachsenen Dickicht der Traditionen römisch-vatikanischer Personalpolitik.
spruch des briefträgers
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jeder bekommt von mir
was ihm zusteht.
kein bisschen mehr.
was ihm zusteht bestimme nicht ich.
was einem zusteht, bestimmen
die anderen.
doch was einem zusteht
bekommt er oder sie von diesem
aber durch mich. ich stelle briefe zu.
die zustellung geschieht ohne rücksicht auf
inhalt und form. was gegeben
werden will bestimme nicht ich.
was gegeben werden will
bestimmen die anderen. inklusive das
was zwischen, über, unter oder
hinter den zeilen steht oder stehen kann
oder soll
das alles
sagt der briefträger, geht mich nichts an.
das habe nicht ich zu bestimmen oder bestimmt.
das haben andere bestimmt.
meine zuneigung
endet am briefkasten. manchmal nur, schimmert ein gedanke
von unglück für jene, die ein postfach haben.
sie können nicht warten
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