Eine Erinnerung an P. Franz Reinisch zu seinem Geburtstag am 1. Februar 1903
Sein Leben und Sterben sah Franz Reinisch im Dienst der gewaltfreien Liebe Gottes, wie er sie in der Gestalt Mariens, der Mutter Gottes, erkannt hatte. Eine Gedenknotiz zu seinem Geburtstag am 1. Februar 1903.
Reinisch ist der einzige Priester, der den Fahneneid auf Adolf Hitler verweigert hat. Vielen seiner katholischen Zeitgenossen war es kein Problem, „bei Gott“ zu schwören, dem Führer unbedingten Gehorsam zu leisten und sein Leben als Soldat einzusetzen. Seltsam unaufgeregt und in einer eigenartig friedfertigen Radikalität steht der junge Palottinerpater mit seiner Gewissens-entscheidung in einer Reihe mit dem seligen Franz Jagerstätter (1907-1943) oder dem Bregenzer Familienvater Ernst Volkmann (1902-1941).
Werdegang. Franz Reinischs Vater war Finanzbeamter und wurde oft versetzt. Die Familie, Franz hatte drei Geschwister, war deshalb schon viel auf Reisen. Er maturierte bei den Franziskanern in Hall im Tirol (1922), verliebte sich heftig, wendete sich kurz der Juristerei und – in Kiel – der Gerichtsmedizin zu. Dort fand er nach vierwöchigen Exerzitien zum Entschluss, Priester zu werden.
Auf drei Jahre Philosophie und Theologie in Brixen folgte 1928 die Priesterweihe in Innsbruck. Bis 1940 sieht man ihn als begeisterten Seelsorger, ganz in der marianischen Spiritualität der Schönstatt-Bewegung verwurzelt.
Augen des Glaubens. 1942 kam der Einberufungsbefehl zur Wehrmacht. Im April verweigerte er den Eid und das scheußliche Prozedere der NS-Diktatur endete mit dem Vollzug des Todesurteils am 21. August 1942 in Brandenburg/Havel. „Der Verurteilte“, schreibt Reinisch in seiner Schlusserklärung vom 25. Juli ans Reichskriegsgericht, „ist kein Revolutionär, d. h. Staats- und Volksfeind, der mit der Faust und Gewalt kämpft; er ist ein katholischer Priester, der die Waffen des Geistes und des Glaubens gebraucht. Und er weiß, wofür er kämpft! (…)“.
Dieses Wissen kommt aus Büchern Aber nicht nur – sondern auch aus der Welt- und Menschenerfahrung eines wachen, christlich geprägten Geistes, der die ‚Zeichen der Zeit mit Verstand und den „Augen des Glaubens“ zu lesen wusste.
Der unendliche Wert des Lebens. Während ihm böse Mächte und tödliche Gewalten die Tagesordnung diktieren, schreibt der Schönstatt-Apostel – den Tod vor Augen – die Grundlinien eines tagesaktuellen, weil ewigen Programmes in sein Tagebuch: Men- schenwürde und „innere Freiheit bis hin zur Freiheit der Kinder Gottes“; der unendliche Wert jedes Menschen; den Sinn und Wert des Leidens; das Wunder der Wandlung in der Hingabe; die Kraft der Liebe Gottes, die sich „sieghaft“ durchsetzen wird.
Vieles davon entdeckt er in der Gestalt Mariens, die ihm die Schönstatt-Bewegung er- schließt. So reinigt er seine Zelle „nicht weil Vorschrift, sondern freiwillig, aus Liebe, um ein Stücklein himmlischer Schönheit auf Erden zu haben: Meine Zelle – ein Symbol des Himmels“ inmitten der Faschismus-Pandemie dieser Jahre. Reinisch gibt nicht nur – nein: er ist ein gutes Zeichen für die Kraft von Menschen, die sich in Dienst nehmen lassen, von der bedingungslosen Liebe Gottes. Er stirbt im Alter von nur 39 Jahren unter dem Fallbeil. Am 28. Mai 2013 wurde sein Seligsprechungsprozess eröffnet. «