(advent_lockdown4.12) _Ein Augenblick des tiefen Staunens über einen fast schon vergessenen Zusammenhang: Die Geburt eines Kindes verändert alles, nein: ALLES! – Wie auch immer, und befreit von allen möglichen weltanschaulichen (ideologischen) Fixierungen, jedes neue Leben, das in die Welt (auf die Welt) kommt, ist eine unendliche Bereicherung, sprengt jede Weise der bisher gültigen Wert-Schätzungen, setzt einen neuen Anfang, lässt eine/n jede/n von uns an einen Neubeginn denken und – vor allem – hoffen.
Das Staunen, wie sehr die Geburt eines Kindes Menschenwelten einstürzen lässt … also das ist schon phänomenal, oder? – Der kalendarische Advent kommt aus der Spur, schleudert leicht und findet zu seiner inneren – christlich-religiösen – eigentlich: zeit-losen – Wirklichkeit. Das Warten auf das Kind, das die Welt rettet, kommt ans Ziel, seiner Erfüllung nämlich, Und die hat eine eigene Zeitrechnung, wie man je neu lernt, das wahre Leben hat (auch) einen Neun-Monats-Rhythmus, wenn alles gut geht und kümmert sich – eine möglicherweise zulässige Verallgemeinerung – überhaupt nicht um das Kirchenjahr und seine ‚hohen Zeiten‘.
Und sorgt für weitreichende Folgen … ganz wie damals, ist man versucht zu meinen. Die politischen Strukturen der ‚Insel der Seligen‘ (die es nie gab!) stürzen ein; ihre Zerbrechlichkeit ist nur Beweis für ihre grundsätzliche Veränderbarkeit. Am 2. Dezember 2021, abends gegen 20 Uhr – grollte über Bregenz der Donner und über dem Gebhardsberg erleuchteten Blitze den sehr dunklen, fast tiefschwarzen Himmel. Klar, wir sind keine Auguren, wir können Biologie, Meteorologie und Theologie ganz gut auseinanderhalten.
Dennoch: In der Seele erwacht – vielleicht (?) – ein „besseres Wissen“ aus dem Schlummer, regt sich, schenkt die Melodie zum wortlosen Rhythmus eines anderen, eines verborgenen Lebens. Irgendwie seltsam und geheimnisvoll tritt zu Tage, dass „das Wachsen und Gedeihen des Guten in der Welt, (…) offenbar zu einem guten Teil von unhistorischen Akten ab(hängt)…“ (1).
So also (auch!) kommt Liebe in die Welt, Rettung, Erlösung, wird aus Sehnsucht Hoffnung und der Anfang einer neuen Welt. Das Menetekel in der Bregenzer Haldengasse (Foto oben) ist (k)eine unbegründete Behauptung (mehr) … im Gegenteil! Tagtäglich, scheint es, werden Belege, Hinweise, Beweise und gute Gründe geliefert für „much love in this city“ … und für Simone Weils Überzeugung: „Die allerkostbarsten Güter müssen nicht gesucht sondern e r w a r t e t werden.“
Das allerdings ist noch eine andere Geschichte …
PS.: Wer nun an den gewiss überglücklichen Herrn Sebastian Kurz, seine Lebensgefährtin und an ihr Neugeborenes denken mag – why not! Von meiner Seite: Glückwünsche und ein kleines Stück ‚besseres Wissen‘ aus der Uralt-Tradition, dem Buch des Predigers, Kapitel 4, Vers 12 ... „eine dreifache Schnur, zerreisst nicht so leicht“ … 🙂
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(1) aus dem Roman „Middlemarch“ von George Eliot (1819-1880)