Lesung im Glashaus der Gärnterei Marienberg am Do, 19.10.2017

Im Glashaus mit Gedichten werfen …

Bregenz. Donnerstag, 19. Oktober 2017. 19 Uhr. Der Abendhimmel in goldrot, die Sonne versinkt im Westen. Der Weg zum Glashaus ist mit Leuchtkerzen ausgezeichnet. In der hellen Dämmerung sieht man weisse Stehtische auf denen Sonnenblumen in Vasen stehen. Wer möchte, bekommt einen Aperitif. Das Ambiente sei „hinreissend“ und „berückend“ hört man schon bevor die Protagonisten ans Werk gehen.

Die traditionsreiche Marienberger Gärtnerei mit ihrem Glashaus aus dem Jahre 1880 ist in fast allen Details originalgetreu erhalten. Nikolai Jochum, der Gärtner und Pächter der Gärtnerei hat einen ausgeprägten Sinn für Kultur, vergibt ’sein‘ Glashaus zeitweilig und bevorzugt an die Chefin der Pfarrbücherei St. Gallus, Roswitha Wiltschi, die mit ihrer Partnerin Anja Wertl, hier ‚solche‚ Abende organisiert.  Die wahrhaft‚einnehmende‘ Situation fordert eine gewisse Passgenauigkeit von den Protagonisten.

Monika Brunner-Scherbaum (Cello) und ihr kongenialer Partner, Paul Becker (Gitarre), bringen Musik von Antonio Vivaldi zu Gehör– ein Ohrenschmaus! Die literarisch-lyrische Performance meiner Texte fühlt sich klanggetragen an, hilft der Empathie, schenkt Ernst und Tiefe ohne die Schwere zu leugnen, die manchen Texten – manche mit sinnigen Widerhaken – eingeschrieben scheint. Sie verlangen den zweiten Atem, das nochmalige Hinschauen, das Wieder-Holen des Gehörten, gefiltert und pointiert durch die Erfahrung der Hörer und Seher.  Ja, die Texte sind voller Anspruch aber auch Zuspruch, der sich ‚mit der Zeit‘ entfaltet, besonders wenn man “ins Hören kommt” und dann eine unerwartete Leichtigkeit erkennen lässt.

Die Arbeiten aus der ‘Dialekt-Schublade’ sind nur teils veröffentlich. Manchmal bietet sich die „Übersetzung“ aus der Hochsprache in den Dialekt – und auch umgekehrt an, versuche ich das Gefühl fürs Übersetzen zu vermitteln. Wie in den hochsprachlichen Miniaturen und Szenen “blühen” auch hier die Wörter, Phrasen und Sätze in einer ganz eigenen „verschlossenheit entlang“.

Beim Umtrunk wird eine Art ‚open end‘ eröffnet. Das Gespräch kommt in Gang, die Gäste reden untereinander und mit dem Autor, Freunde werden begrüßt und im Kennen-Lernen gewonnen. Die Aufmerksamkeit des Publikums im voll besetzten Glashaus trägt noch, klingt aus in den Gesprächen und bestätigt live: “der anfang ist immer das wort”, dessen Wirklichkeit und Wahrheit sich in diesem abendlichen Verweilen und im heiteren Miteinander – wie selbstverständlich (?) – erwiesen hat.

Roswitha Wiltischi und Anja Wertl setzen viel Zuneigung in und Energie in ihre Idee. Umso schöner ist, dass sie mit Freude registrieren konnten, dass ihre Idee mit den literarischen Abenden im Glashaus auf fruchtbaren Boden gefallen ist – was in einer Gärtnerei kein Wunder sein mag und bei einem klugen Gärtner wie Nikolai Jochum auch nicht – aber insgesamt als durchaus bemerkenswert eingestuft werden muss.

Mir – dem eingeladenen Schreiber – wurde ein wunderbarer Rahmen geboten, der in jeder Hinsicht dazu angetan war, meinen Gedichten einen Weg zu bereiten, eine Möglichkeit zu eröffnen oder eigentlich: ein Glück zuzufügen!

Viele Gäste im Glashaus

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Der Leseabend bescherte ein volles Haus.