Die starke Stimme einer christlichen Palästinenserin spricht aus dem „Schatten des Feigenbaumes“ und plädiert für Menschlichkeit, Gewaltfreiheit und Vernunft.
Mehr noch als in ihren vorausgehenden palästinensischen Tagebüchern – „Thymian und Steine“ (1995), „Verwurzelt im Land der Olivenbäume“ (2005) und „Disteln im Weinberg“ (2007) – wird man diesem vierten Band der‚persönlichen Autobiografie‘ einbezogen und betroffen. Es ist gleichzeitig auch eine Art ‚Biografie‘ Palästinas und des nun mehr als zwei Generationen andauernden Nahost-Konfliktes.
Wie gewohnt, sind die 220 Seiten gut geschrieben und spannend zu lesen. Es geht um den Zeitraum vom Januar 2008 bis zum ins Frühjahr 2013. Eine kurze Chronologie des Palästina/Israel-Konfliktes von 1896 bis 2013 ergänzt das Buch.
Mit der Lektüre jeder Seite wächst das Staunen über die unverwüstliche Lebensfreude und Hoffnung der Autorin angesichts verzwickter und ermüdender Manipulations- und Unterdrückungsstrategien der Besatzungspolitik. Faszinierend ist es, zu verfolgen, wie die Entscheidung der Autorin für die aktive Gewaltfreiheit – aus ihrem christlichen Glauben erwachsend – ihren Streit für Frieden und Versöhnung – bis ins Alltagsdetail – verbindet. Gewaltfreiheit, Menschlichkeit und Vernunft sind auch eine Art Ariadnefaden, der aus dem verworrenen Chaos aus Angst, Gewalt und Machtspielen herausführt und in eine gute Zukunft. Der Feigenbaum im Titel, sei „ein Zeichen für Frieden, Sicherheit und Lebensglück“. Die dominanten Aussensichten des Nahostkonfliktes gehören ergänzt durch engagierte Innensichten, wie diese. (wb)