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Der Mann, der 1983 die Welt rettete

Stanislaw J. Petrow (1939 – 2017), der Mann, der 1983 mit seiner Bedachtsamkeit und Entscheidungskraft, die Welt – aller Wahrscheinlichkeit nach – defitiv vor einem Atomkrieg gerettet hat. Das Foto zeigt ihn in der Küche seiner Wohnung in Frjasino am 03.07.2016.

Der „Kalte Krieg“ (1945-1989) kannte abgesehen von der Kuba-Krise 1962 kaum einen so gefährlichen Zeitpunkt wie im Herbst 1983. Die Courage und der gesunde Menschenverstand eines Einzelnen – Oberst Stanislaw J. Petrow – verhinderte damals einen versehentlichen Atomkrieg.

Am 26. September 1983 rettete Stanislaw J. Petrow die Welt vor einem atomaren 3. Weltkrieg – „aus Versehen“. Petrow war leitender Offizier in der Kommandozentrale der sowjetischen Satellitenüberwachung. Am besagten September kurz nach Mitternacht, meldete das System einen Angriff der USA mit nuklearen Interkontinentalraketen auf die damalige UdSSR („Union der sozialistischen Sowjetrepubliken“). Ab einem feindlichen Raketenstart hatte die sowjetische Führung 28 Minuten Zeit, um – unwiderruflich – über einen Gegenschlag zu entscheiden. Petrow blieb eine Viertelstunde für die Unterrichtung seines Vorgesetzten. Er entschied sich dafür, der Militärführung einen Fehlalarm zu melden.

Fehlalarm. Kurze Zeit später meldete das Computersystem eine zweite, dritte, vierte und fünfte abgefeuerte Rakete. Wiederum meldete Petrow einen Fehlalarm, da ein tatsächlicher Atomschlag seiner Ansicht nach mit deutlich mehr Raketen hätte stattfinden müssen. Dabei standen ihm keine anderen Daten zur Verfügung, um seine Einstufung im maßgeblichen Zeitraum überprüfen zu können. Das landgestützte sowjetische Radar konnte keine zusätzlichen Daten liefern, da dessen Reichweite zu gering war. Erst später wurde aus den Daten der Bodenradare klar, dass tatsächlich keine Raketen heranflogen.

Hintergrund. Bedenkt man den politischen Hintergrund der damaligen Zeit ist die Entscheidung Petrows umso bemerkenswerter. Denn im angespannten Herbst 1983 rechnete die sowjetische Führung mit einem Überraschungsangriff. Immerhin hatte Colin S. Gray, Vordenker der US-amerikanischen Regierung unter Präsident Ronald Reagan, 1982 angekündigt, die USA könnten mittels
eines atomaren Erstschlages „dem sowjetischen Huhn das Haupt abschlagen.“ Hätte Petrow die falschen Satellitendaten als atomaren Raketenangriff weitergeleitet, wären wohl die sowjetischen Interkontinentalraketen abgefeuert und ein Atomkrieg „aus Versehen“ ausgelöst worden.

Was war geschehen. Am Morgen des folgenden Tages stellte sich heraus, dass das satellitengestützte sowjetische Frühwarnsystem Sonnenreflexionen auf Wolken in der Nähe der „Malmstrom Air Force Base“ in Montana, wo die US-amerikanischen Interkontinentalraketen stationiert waren, als Raktetenstart fehlinterpretiert hatte.

Petrow wird berühmt. Eine ursprünglich für sein Handeln geplante Ordensverleihung blieb aus, denn als sich der Grund für die Fehleranfälligkeit des Systems herausgestellt hatte, zogen Vorgesetzte die Geheimhaltung vor, um ihr eigenes Gesicht zu wahren. Aus Gründen der militärischen Geheimhaltung und wegen politischer Spannungen wurde Petrows Verhalten erst in den 1990er Jahren publik.

© Foto (Petrow): commons.wikimedia
© wikicommons –  SS20 Saber – Boden-Boden-Rakete mit Atomsprengkopf
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– Quelle: Friedenskalender 2021 (Hg. Solidarwerkstatt, 4020 Linz, Waltherstraße. 15 – www.solidarwerkstatt.at) – Redaktion: Walter L. Buder
 -Veröffentlicht im TIROLER SONNTAG, Nr. 3, 21.01.2021, S.4. (hier: PDF)